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geboren: 1861 in Edinburgh

gestorben: 1928 in London

haigKurzbeschreibung: Schottischer Feldmarschall und während des Ersten Weltkriegs von 1915-1918 Oberbefehlshaber an der Westfront.

Haig, der der bekannten Whiskydestiller- Familie entstammt, wuchs in Edinburgh auf, besuchte das Clifton College in Bristol, das Brasenose College in Oxford und von 1884 an die königliche Militärakademie in Sandhurst. Er nahm seinen Dienst auf bei den „7th Queen's Own Hussars", der ihn in der Folge nach Indien führte, in den Sudan als Teilnehmer des Omdurman-Feldzuges und ins südliche Afrika als Teilnehmer des Burenkrieges. 1903 ging Haig erneut nach Indien, diesmal im Rang eines „Colonel" und „Inspektors der Allgemeinen Kavallerie". Er wurde zum Generalmajor befördert und kehrte 1906 nach England zurück, um die Leitung der Ausbildungsabteilung des Kriegsministeriums zu übernehmen.

Den gesamten Weltkrieg diente Haig an der Westfront, erst als Kommandierender General des I. Korps, als der er die Deutsche Offensive in der Ersten Ypernschlacht abwehrte. Anfang 1915 erhielt Haig das Kommando über die neu formierte 1. britische Armee. Im Dezember dieses Jahres wurde er Nachfolger von John French als Oberbefehlshaber des Britischen Expeditionskorps (BEF). In den Schlachten an der Somme, 1916, bei Arras und in der dritten Flandernschlacht (1917) und im letzten Kriegsjahr führte Haig die BEF. Während die französischen Verbündeten und die britische Regierung von einem Zusammenbruch Deutschlands 1919 oder 1920 ausgingen, war Haig 1918 überzeugt, diesen Punkt noch im laufenden Jahr zu erreichen. So setzte er sich vor allem gegen Ferdinand Foch durch und erreichte, dass die alliierte Offensive im August 1918 nicht als punktuelle, sondern als breit gespannte Operation angelegt wurde und dadurch die Deutschen zu Waffenstillstandverhandlungen zwang.

Haig ist bis heute umstritten. Ihm wird vorgeworfen, durch eine zu konservative Truppenführung unter weitgehender Nichtbeachtung der Fortschritte in der Militärtechnik enorme und unnötige Verluste verschuldet zu haben. Ferner wird ihm vorgeworfen, die Wirkung einzelner Waffensysteme falsch eingeschätzt zu haben. Außerdem soll er hohe Verlustzahlen in seiner Truppe für fragwürdig geringe Erfolge in Kauf genommen haben. Nachdem die britische Armee in den ersten Tagen der Sommeschlacht die höchsten Verluste in ihrer Geschichte erlitten hatte, erhielt er den Beinamen „Butcher of the Somme". Die Einwilligung für die ebenfalls verlustreiche Dritte Flandernschlacht gab Premierminister David Lloyd George erst auf massiven Druck Haigs.

Der amerikanische Historiker Paul Fussell beschrieb ihn aufgrund seines Wirkens im ersten Weltkrieg als einen sturen Charakter ohne Sinn für Selbstkritik oder Innovationen. Er ging sogar soweit zu sagen Haig habe durch sein Beispiel die kritische Einstellung vieler Intellektueller gegenüber militärischen und politischen Führungspersonen begründet.

Nach dem Krieg wurde Haig am 29. September 1919 durch Verleihung des Titels Earl Haig, Viscount Dawick and Baron Haig of Bemersyde, in der Grafschaft Berwick, in den erblichen Adelsstand erhoben.